Lesetournee der Ovag 2016
Literaturpreisträgerinnen zeigen Schreibkunst in Friedrich-Magnus-Gesamtschule
Zum zehnten Mal gastierte die Lesetournee des OVAG-Jugendliteraturpreises in der Aula der Friedrich-Magnus-Gesamtschule in Laubach. Drei junge Autorinnen lasen ihre prämierten Texte Schülerinnen und Schülern des Jahrganges 9 vor.
Förderstufenleiter Jörg Steiß eröffnete die Lesung mit einem Tagebucheintrag von Anne Frank: „Reichtum, Ansehen, alles kann man verlieren, aber das Glück im eigenen Herzen kann nur verschleiert werden und wird immer, so lange, wie du lebst, dich wieder glücklich machen. Versuche auch mal, wenn du allein und unglücklich oder traurig bist, auf dem Oberboden bei so einem schönen Wetter nach draußen zu schauen. Nicht zu den Häusern und Dächern, sondern zum Himmel. Solange du furchtlos den Himmel anschauen kannst, so lange weißt du, dass du rein von innen bist und dass du doch wieder glücklich werden kannst.“
Sehr eindringlich verwies Jörg Steiß damit auf die befreiende Kraft des Schreibens. Schriftstellerei könne sich aber auch materiell lohnen. Durch die Erfindung von „Harry Potter“ sei Joanne K. Rowling schließlich zu einer sehr reichen Frau geworden. Andreas Matlé, Pressesprecher der Ovag, stellte den Schülerinnen und Schülern den Ovag-Jugendliteraturpreis vor. Jugendliche zwischen 14 und 23 Jahren können bei dem Wettbewerb mitmachen. Neben lukrativen Geldpreisen erhalten die Gewinner die Teilnahme an einem mehrtägigen Workshop, in dem unter sachkundiger Anleitung an den Texten intensiv gefeilt wird. Ein Sprechtrainer sorgt zudem für die stimmliche Ausbildung, die der anschließenden Tonaufnahme zugutekommt. Als erste las die aus Hungen stammende Patrizia Krug ihre Erzählung „Die Kugel“ vor. Darin wird die Protagonistin eine gefundene Glaskugel nicht mehr los. Die Zuhörer erlebten mit, wie die Glaskugel Naturkatastrophen verursacht, und hielten die Luft an, als dem kleinen Bruder am Ende die Kugel in tausend Splitter zerspringt. Statt des erwarteten Weltuntergangs passiert aber nichts, weil der Junge „es nicht mit Absicht“ gemacht hat. Die junge Autorin zog in ihrem Kommentar Parallelen zu täglichen Schreckensnachrichten und will mit der Kugel den Beitrag symbolisieren, den jeder selbst leisten kann. In der Kurzgeschichte "Schwimmen" lässt Giulia Klehm aus Allendorf-Lumda ihre Ich-Erzählerin das Trauma, die Mutter verloren zu haben, verarbeiten. Mit "Kein Muttertag" greift die Grünbergerin Laura Nold das Schicksal einer Frau auf, deren Tochter Selbstmord begangen hat. Die Geschichte ist inspiriert von realen Ereignissen und die Autorin zeigt, "wie die eigene Welt zu einem Schiff im Sturm" werden kann. Die jugendlichen Zuhörer zeigten sich beeindruckt von der Sprachfertigkeit der nur wenig älteren Vorleserinnen. Auch wenn die thematische Auswahl der äußerst ernsten Geschichten nicht jeden Geschmack traf, so waren sich die Schülerinnen und Schüler einig darin, dass alle Texte Anerkennung sowie die Beschäftigung mit ihnen verdienten.
Andreas Matlé, Pressesprecher der Ovag, und Förderstufenleiter Jörg Steiß
Präsentation zum Wettbewerb
Jörg Steiß, Laura Nold, Patrizia Krug, Giulia Klehm, Andreas Matlé